Konzertreise nach Nordamerika

  • Mitwirkende:

    KIT Konzertchor
    Nikolaus Indlekofer 

  • Ort: Wellsboro, Bedford, Lansdale, Toronto
  • Datum: 20.09. - 29.09.2014

Freunde im Gesang

Die KIT Konzertchorreise vom 20.-28.09. 2014 in die USA und nach Kanada

Indian Summer in Nordamerika: 48 Sängerinnen und Sänger des KIT Konzertchores durften ihn während ihrer neuntägigen Konzertreise Ende September 2014 durch Pennsylvania und in Toronto erleben – auch dank Unterstützung der Christian Bürkert Stiftung sowie der Karlsruher Universitätsgesellschaft e.V. (KUG). KIT Alumna und -Konzertchorsängerin Tatjana Rauch berichtet über die Reise ... 

20. September: Und es geht los ...

Unsere Konzertreise beginnt am Samstagmorgen. Vermutlich haben alle etwas Reisefieber. Kritisch beäugen wir am Treffpunkt gegenseitig die Größe unserer Gepäckstücke. Ein großes Hallo beim Eintreffen unseres Dirigenten Nikolaus Indlekofer und seiner Frau. Kurz vor 11 Uhr schert der Bus an der Haltestelle am Studentenhaus ein und das Gepäck muss verladen werden, danach wir. Beschwingt geht es zum Frankfurter Flughafen. Nach dem Check-In mit Picknick vertreiben wir uns mit Snacken oder Kaffeetrinken die Zeit. Wir entdecken sogar ein Klavier, auf dem „unsere Pianisten“ Kai Dolde und Bettina Stegmaier eine musikalische Einlage zum Besten geben. Danach geht es zum Gate. Die meisten Chorleute sitzen in unserer Maschine AC877L „en bloque“. Wir heben um 17:10 Uhr ab. Die Flugzeit vergeht schnell – mit Plaudern, Filmschauen und Schlummern.

In Toronto kommen wir um 19:25 Uhr Ortszeit an – und dort erwarten uns zur Begrüßung schon ein paar Mitglieder unseres Gastgeberchores Oakham House Choir der Ryerson University in Toronto samt Dirigent Matthew Jaskiewicz mit Willkommenstransparent und in Begleitung zweier bereits eingetroffener Mitsänger. Sie verteilen ein kleines Lunchpaket für jeden aus Karlsruhe zur Überbrückung der rund einstündigen Fahrt zum Hotel Days Inn in der Nähe der Niagarafälle, wo wir uns auf Viererzimmer verteilen und bald in den Schlaf fallen.

21. September: Niagarafälle und Wellsboro

Tosend stürzen diese unglaublichen Wasserfluten hinab. Der Himmel ist verhangen, früh am Morgen dieses Tages. Das macht das Schauspiel nicht weniger beeindruckend. Haben wir es dem leichten Regen zu verdanken, dass sich nur vergleichsweise wenige Leute an den Niagarafällen eingefunden haben? Langsam schlendern wir vom Busparkplatz in Richtung der Kante, an der sich das Wasser bricht und vom dunklen Blau in ein absolut berauschendes Meeresgrün umschlägt, genau in dem Moment, in dem es sich in der Tiefe zu verlieren beginnt. Ein Stückchen weiter vorne: Gischt, die allen Vichy-Thermale-Behandlungen lächerlich erscheinen lässt.

Dankbares Fotomotiv: Eine Möwe, die sich auf einem Steinpfeiler direkt neben Mitsängerin und Chorreiseorganisatorin Susanne Bandt niederlässt und auf eine Karriere in der Tiermodellwelt hofft. Wir betrachten die Boote, die die Fälle „von unten“ erfahrbar machen und ihre ganze Motorenkraft aufwenden müssen, um sich beharrlich in Richtung der Wasserfälle zu schieben. Auf den Decks: Menschen en miniature in Capes, auf dem Hornblower in blauen Einheitshüllen, auf der Maid of Mist in roten Tütencapes. Viel zu schnell geht diese starke Stunde vorbei. Der Bus schleust uns durch das an die Fälle angrenzende Hotel- und Belustigungsviertel. So auch vorbei an „Frankensteins Haus“, an dessen Front ein drei Mann hoher plastischer Frankensteinkopf prangt, der einen Burger in der Hand hält.

Nach einer kleinen Irrfahrt erreichen wir die Brücke, an deren Ende die Grenze zu den USA auf uns wartet. Der Grenzübertritt ist nicht ohne Mühen: alle 49 Busreisenden müssen aussteigen, eine lange Streifenkarte mit Daten und Fragen zur Einreise ausfüllen, um schließlich einen „Einzelcheck“ samt Scan nach Passieren eines elektronischen Tores zu durchlaufen.

Anschließend bewältigen wir die Strecke nach Wellsboro, Pennsylvania. Wegen eines Unfalls auf einem Hügel vor dem Städtchen kommen wir etwas zu spät in der sehr schönen Kirche St. Paul’ s Episcopal Church in Wellsboro an – eine kleine Kirche mit Holzvertäfelungen innen. Zwischen Probe und Konzert hat der Organisator aus Wellsboro, Thomas Putnam, ein Essen für uns organisiert. Die reizenden und fürsorglichen Gemeindemitglieder haben zum Beispiel Haschée auf Brot und Unmengen selbstgebackener Cookies vorbereitet. Man merkt: für die Gemeinde ist es ein außergewöhnliches Event, alle kommen herbei.

Das Konzert läuft trotz der Eile gut. Wir eröffnen mit „Viva la musica“ und enden nach einem längeren spirituellen Teil mit einem Teil mit deutschen Volksliedern z.B. von Brahms und Silcher. Dovraks Klänge aus Mähren und der Gefangenchor aus Nabucco setzen den Schlusspunkt. Auch die englischsprachigen Gospels kommen gut an. Wir stehen sehr eng, ein Holzgeländer bestimmt unsere Formation in unterschiedlich langen Reihen.

Nach dem Konzert nehmen die Gastgeber aus der Kirchengemeinde zwischen zwei und vier Choristen mit. Stefanie, Mareike und ich sind im Haus der Familie Black zu Gast, das eine Tür aus dem Haus von Abraham Lincoln besitzt, da Lincolns Frau sehr gut mit der Ehefrau eines einstigen Hausbesitzers befreundet war. Das Haus wirkt auf mich wie ein Miniaturausgabe aus „Vom Winde verweht". Wir sitzen zu nächtlicher Stunde am großen Tisch zusammen, trinken Weißwein oder Süßmost-Cider und unsere Gastgeberin berichtet davon, dass sie ihren Sohn nach einem Praktikum in Deutschland dort besucht haben. Ihre Reise führte sie von Berlin über München, den Bodensee, über die Alpen bis nach Italien. Wir werden alle mit eigenem Gästezimmer verwöhnt. Ich strecke mich genüsslich auf dem großen Bett aus und schlafe in dieser Nacht sehr gut ...

22. September: Bedford

Am nächsten Morgen gibt es Frühstück mit Pancakes oder Bacon, Tee und Kaffee sowie eine herzliche Verabschiedung.

Bedford/Pennsylvania ist das nächste Ziel. Die Landschaft erinnert mich immer wieder an Mischwaldregionen in unserer regionalen Nachbarschaft wie Lothringen. Hügelig, aber nicht gebirgig, immer wieder Seen. Gerade beginnen sich die Blätter in den roten, gelben und braunen Tönen des Indian Summers zu färben. Besonders stechen mir die Scheunen ins Auge - oft in Weinrot gehalten, mit ihren ausladenden Dächern, an der Stirnseite trapezförmig. Ich frage mich, was die an den Farmhäusern angebrachten Sterne zu bedeuten haben.

Wir nähern uns Bedford: Bereits auf den Straßen, die in die Mitte dieses kleinen Städtchens führen, fallen Plakate mit christlich-konservativen Inhalten auf. Nach einem kleinen Rundgang durch die Stadt, vorbei am Stadtflüsschen mit Picknickgelegenheit am Ufer und am momentan geschlossenen Fortmuseum sowie einem kurzen Besuch in einem Kaffee beginnt unsere Nachmittagsprobe.

Wie anders ist doch das Interieur der Presbyterian Church: Hier dominiert nicht Holz und Behaglichkeit wie in der Kirche in Wellsboro, sondern Licht, Klassizismus-Stil in blau und weiß. Hinter uns, den Altarraum bestimmend: eine Orgel. Die Organisatoren vor Ort sind Doug Friant und Gay Pillar. Letztere wird an diesem Abend die Gastgeberin von Arnika, Maria und mir sein. Wir proben und Nikolaus möchte heute wegen einer Kollekte für Habitat im Verlauf des Konzerts zunächst, dass wir keine Volkslieder singen.

Dann Verköstigung im Untergeschoss der Kirche. Zwei warme Gerichte, davon eines vegetarisch. Zudem Köstlichkeiten wie Cupcakes mit giftgrünem Topping. Wir singen den Küchenfrauen als Dankeschön zwei Volkslieder. Die starken Gefühle der amerikanischen Ladies machen unserem Dirigent Nikolaus klar: Auch hier sollten wir Volkslieder zum Besten geben.

Das Konzert im christlichen Rahmen wird ein voller Erfolg. Für mich persönlich das bewegendste Konzert unserer Reise durch Pennsylvania. Tränen in den Augen der älteren Herrschaften im Publikum bei den Volkslieder. Auch eine Mennonitin findet sich unter den Zuhörern, erkennbar an einer speziellen Haube.

Nach dem Konzert geht es zu Gay. Gay und ihr Ehemann sind studierte Musiker. Ihr Mann ist Jazzer und hat durch Tourneen die Welt gesehen. Wir unterhalten uns bis tief in die Nacht. Gay erklärt mir auch, dass die Sterne an den Farmen auf Mennoniten als Bewohner hinweisen. Spät krieche ich in das Bett mit weißem Metallkopfteil im entzückenden Zimmer mit Schaukelstuhl und Frisierkommode.

23. September: Philadelphia und Landsdale

Beim Frühstück um 7 Uhr können wir uns kaum vor dem acht Monate alten Hundewelpen erretten. Und wir werden mit einem tollen Frühstück verwöhnt... und als Krönung sehen wir unseren Chor auf der Titelseite der druckfrischen Bedford Gazette. Der Abschied von meiner Bedforder Gastgeberin fällt mir wirklich schwer. Nach einer herzlichen Umarmung tauschen wir noch Adressen aus.

Und nun: Auf nach Philadelphia! Verschiedene Filmszenarien rauschen am inneren Auge vorbei... In der Innenstadt treffen wir uns mit David Furniss von St. John’s United Church of Christ in Lansdale. Er führt uns durch die Stadt. Zunächst geht es ins Kaufhaus Macy’s, wo wir unter den Klängen eines rund 45 Minuten andauernden Orgelkonzerts dem Konsum frönen -... oder einfach zuhören. Für ein paar Chormitglieder gibt es sogar eine ausführliche Orgelvorstellung.

Danach fallen wir in die Reading Terminal Markthallen von Philadelphia ein. Beliebter Mittagssnack: das Philly Cheesesteak. Dann machen wir uns auf den Weg zur gesprungenen Liberty Bell - die mittlerweile in einem speziellen Gebäude des Independent National Historic Parks präsentiert wird - und zum Pennsylvania State House (auch Independendance Hall), in dem 1776 die von Thomas Jefferson ausgearbeitete Unabhängigkeitserklärung vom zweiten Kontinentalkongress angenommen und 1787 die Verfassung der Vereinigten Staaten durch die Philadelphia Convention erarbeitet wurde. Unsere drei Stunden in Philadelphia sind schnell vorbei. Kurz noch einen Blick auf die Grabplatte von Benjamin Franklin, dann entführt uns Busfahrer Livio wieder in die Vororte.

Hier erwartet uns in Lansdale mit St. John’s eine erstaunlich große Kirche, die direkt aus England verpflanzt scheint und in deren weitläufigem Untergeschoss wir uns gerne verlieren. Die Gemeinde von St. John’s United Church of Christ ist äußerst aktiv. Man legt gerade einen „Gedenkgarten“ an, um die Spender der Kirche zu ehren... Vor der Probe gibt es wiederum ein Essen.

Inzwischen haben wir an Auftrittsroutine gewonnen: Das Konzert ist musikalisch gelungener. Der Kirchenraum hat aber auch eine bessere Akustik. Auch hier ist das Publikum begeistert. Dann geht es wieder an die Verteilung auf Gastgeber. Ich übernachte mit Anna, Arnika und Stefanie bei einem Ehepaar, das uns ausführlich über ihre deutschen und skandinavischen Vorfahren berichtet.

24. September: Abschied von Lansdale und Fahrt nach Toronto

Da wir um 7:15 Uhr bereits wieder aus dem Haus müssen, frühstücken wir mehr als zeitig. Die Mitglieder der Gemeinde St. John zeigen sich ebenfalls sehr herzlich: vom Sohn einer sehr aktiven älteren Dame aus der Gemeinde werden uns 100 gänzlich verschiedene Donuts mit auf den Weg gegeben,. Trotz eines vielstimmigen Stöhnens „Oh Gott, schon wieder süß...“ sind die „100 Taler“ am Abend bei der Ankunft in Toronto dann doch verschwunden...

Viele teilen in diesen Tagen die Meinung von Alumna Mareike Schmidtobreick, die 2010 ihr Mathematikstudium am KIT beendet hat: „Die Gastfamilien, bei denen wir in Pennsylvania nach den Konzerten jeweils untergekommen sind, waren ‚der Hammer’. Am nächsten Morgen am Bus wollte jeder gleich erzählen, wie nett die Gastfamilie, wie toll das Haus war, was sie abends noch für uns aufgetischt haben, welche besonderen Erlebnisse man hatte“.

Im vorderen Busteil erklingen heute „alte“ Chorstücke. Nach einer Mittagspause wird es kurz aufregend. Die New York State Police stoppt uns und will die Papiere unseres Busfahrers kontrollieren: Fährt er „legal“? Wie viele Stunden sitzt er am Steuer?

Auf unserer Fahrt kann ich dann nur der Aussage unser Gastgeberin aus Bedford zustimmen: Inzwischen stehen die Wälder „in Flammen“ – fast alle Bäume sind nun ganz in herrlich herbstliche Farben getaucht. Wir gelangen an die Grenze zu Kanada. Was wird uns dieses Mal an der Grenzkontrolle erwarten? Eine komplett andere Atmosphäre! Kein „elektronisches Tor“, durch das wir einzeln treten müssen. Keine umfangreiche Erfassung, ein kurzer Blick an den verschiedenen Pulten der Grenzbeamten in den Pass, scheint es, und dann die Aufforderung: „Ihr seid ein Chor, beweist es! Singt!“ Gerne nehmen wir die Aufforderung zum Ständchen an, um unseren speziellen kollektiven Fingerabdruck zu liefern. Wir singen Daydream Lullaby. Kräftiger Applaus der Grenzbeamten nach vorherigem „Mitswingen“. Great!

Am Frühabend treffen wir in Toronto ein. Wow! Welch ein Kontrast zu unserer Fahrt durch die Provinz! Sky skrapers all around! Menschen, die aneinander vorbei wuseln, mit Einkaufstüten und einer gewissen Aura der Anonymität im Strom der Menschenmassen, Sirenengeheul von Ambulanz, Polizei ... Wir halten am modernen Hotel Bond Place, Ecke Bond – Dundas Street.

Und sind freudig überrascht, dass dort Mitglieder des Oakham House Choirs warten, um uns bei der „Rückkehr“ in „ihre Stadt“ zu begrüßen. Nach dem Einchecken und dem Zurechtfinden im Viererzimmer eilen wir ins Untergeschoss. Dort wird uns bei einem kurzen Begrüßungsempfang jeweils eine riesige Tasche der Ryerson University überreicht, gefüllt mit Stadtplan, Infomaterial und einem edlen Thermobecher mit Ryerson-Plakette.

25. September: Rundgang Ryerson University mit „Werbeeinlage“, Essen im Oakham House, erste gemeinsame Probe

Am Morgen holen uns Sängerinnen und Sänger des Gastgeberchores am Hotel ab und begleiten uns zur Ryerson University. Dort werden wir von zwei Studierenden über den Campus mit „Abstechern“ in die Stadtmitte geführt. Wir lernen die wichtigsten Räumlichkeiten der Universität kennen. Auch an der imposanten Alumniwand kommen wir vorbei, an der bekannt bzw. berühmt gewordene Alumni der Ryerson University geehrt werden. Wir erfahren, dass die Ryerson über 38.000 Undergraduates und 2.300 graduierte Studierende, also in Masterstudiengänge oder als PhDs Eingeschriebene, vorzuweisen hat und dass es rund 140.000 Alumni weltweit gibt. Wir erfahren auch einiges zu den Fachbereichen, zum Beispiel zu der Faculty of Communication & Design, deren Studierende ein eigenes Fernsehprogramm produzieren, oder über die Faculty of Community Services, die mit neun „Schulen“ Gesundheitsforschung und -ausbildung und „Social Care“ voranbringt. Wir werden auf das neue Student Learning Centre aufmerksam gemacht und besuchen das Mattamy Athletic Centre, einen Ort für wichtige Hockeyspiele mit den Ryerson Rams.

Am Ende der Tour wollen wir mit ein paar Gesangseinlagen auf dem Campus für unser Konzert werben. Es bedarf einiger Zeit, bis die Passanten aufmerksam werden. Dann gibt es Applaus zwischen den Stücken. Aber auf einmal wissen wir nicht, wie uns geschieht: Eine „Horde“ Studierender, vermutlich aus einer Unitheatergruppe, bricht über uns herein. Mit Halloween-Horror-Fratzen kostümiert, brechen sie unsere Chorreihen auf, positionieren sich unauffällig neben Sängerinnen und Sängern, erschrecken diese, hüpfen anarchisch hin und her und verschwinden nach rund 10 Minuten wieder.

Im Oakham House, dem wunderschönen alten Backsteingebäude an der Ecke Gould und Church Street, warten weitere Mitglieder des Oakham House Choirs auf uns, um gemeinsam mit uns zu essen - in einem schönen Raum mit freigelegtem Gebälk, der Oakham Lounge, in der unser Partnerchor einmal die Woche probt. An meinem Tisch berichtet Mary, die an der Ryerson University gearbeitet hat, von der Probearbeit des 1984 gegründeten Chores, der zwei Mal im Jahr meist begleitet durch die „Toronto Sinfonietta“ unter dem Dirigat von Matthew Jaskiewicz konzertiert. In der Lounge gibt es dann lobende Worte für die kanadischen Organisatoren des Austausches, Brenda Millar, Nick Majedi und Marion Voysey, die Choir Managerin.

Nach dem Essen: Freizeit, die ich und einige andere nutzen, um den 553 Meter hohen CN Tower, Fernsehturm und Wahrzeichen der Stadt, zu erkunden. Der Blick auf Toronto und auf die vorgelagerten Inseln, die ein beliebtes Naherholungsgebiet sind, ist bei klarem blauen Himmel gigantisch. Dann schlendern wir zur Waterfront und landen im Amsterdam Brew House ... immer mit Blick auf das Wasser des Ontariosees und mit Sonnenbrille auf der Nase ... Dann müssen wir uns auch schon wieder zur gemeinsamen Probe in der St. Patricks Church um 19 Uhr aufmachen.

Trotz des dichten Programms ist die Probe relaxt. Zum ersten Mal stehen neben mir die junge Studierende Juliet und schräg hinter mir Marietta aus der Altstimme des Oakham House Choirs. Es gilt, sich auf die veränderte akustische Umgebung mit rund 100 Sängerinnen und Sängern einzustellen. Das Dirigat von Matthew unterscheidet sich von dem von Nikolaus: Matthews Stil is es, an „dramatischen Stellen“ immer wieder auf den Chor animierend zuzulaufen. Am Abend ist wieder weiteres Erkunden der Stadt angesagt.

26. September: Unser Tag zur freien Verfügung in Toronto

Mit meinen Zimmerkollegen und einem eingetroffenen Freund aus Oregon mache ich mich auf zu einer Sightseeingtour im Doppeldeckerbus, der Station bei den wichtigen Sehenswürdigkeiten Torontos macht. Wir erweitern die Bus- durch eine Bootsfahrt rund um die Toronto Islands bei traumhaftem Wetter.

Andere Mitsängerinnen und -sänger verbringen den Nachmittag und Abend mit Mitgliedern des Oakham House Choir. Zuerst fahren sie mit der Fähre ab dem Jack Layton Ferry Terminal nach Ward’ s Island und machen dort einen Rundgang. Am Abend kehren sie ins Restaurant Marché am Brookfield Place ein. Danach gibt es noch die Möglichkeit, gemeinsam das phänomenale Ripley’s Aquarium mit seinem Haitunnel und toller Beleuchtung der Meeresbewohner zu besuchen.

27. September: Konzerttag

Am Tag unseres gemeinsamen Konzertes mit dem Oakham House Choir gilt der Morgen der Entspannung. Viele Sängerinnen und Sänger gehen gemeinsam ins „The Queen and Beaver Pub“ in der Elm Street frühstücken – manche Fitnessjoghurt, die anderen English Breakfast. Das Interieur des Pubs ist spitze. Mit meinem Besuch aus Oregon und einer hinzugekommenen kanadischen Freundin aus Ottawa widme ich mich dem „The Distillery“-Areal und werfe Blicke in so manche kleinen, illustren Geschäfte. Besonders ein kleiner antiquarischer Laden - auch mit Vintage-Sachen - hat es uns angetan. Andere Konzertchormitglieder erkunden den Kensington Market und seine Köstlichkeiten. Dann heißt es noch einmal: Probe in der St. Patrick’s Church, gemeinsam mit unserem Gastgeberchor.

Am Abend ist es endlich so weit: Unser Konzert gemeinsam mit dem Oakham House Choir beginnt um 19 Uhr. Die Kirche ist gut besetzt. Zunächst singen wir gemeinsam „I will sing with the spirit“ von Rutter. Dann folgt ein Block, in dem wir Teile der Messe von Rheinberger singen, das „Sanctus“ von Sisask, „Ubi caritas et amor“ von Gjeilo, den „Psalm 120“ von Olsson, das „Vater unser“ von Rinck, unsere beiden Gospels "The Battle of Jericho und Witness" und „Der Herr wird dich mit seiner Güte segnen“. Dann ist der Oakham House Choir am Zug und singt das Sanctus aus der Nelson Mass von Haydn und von Rutter eine schwungvolle Version von „Oh, When The Saints Go Marching In“. In unserem zweiten Teil singen wir überwiegend Volkslieder von Brahms, aber auch die "Sechs Klänge aus Mähren" von Dvorak und zwei englische Stücke mit Popanklang ("Only you" und "Daydream Lullaby") ... zum Schluss dieses Teiles gibt es noch Verwirrungen ob der Reihenfolge der Stücke, aber auch das meistern wir und so steht dem gemeinsamen Finale mit Leonard Cohens "Hallelujah" und Verdis Gefangenchor aus Nabucco „Va pensiero“ nichts im Wege. Erschöpft, aber glücklich, freuen wir uns über Standing ovations.

Der krönende Abschluss dieses Abends ist der gemeinsame Besuch des brechend vollen Prenub Pubs in der College Street. Mir gegenüber sitzt Oahkam House Choir-Mitglied Josh, der mir berichtet, wie es ist, als amerikanischer Studierender an einer kanadischen Hochschule zu landen, und Richard, mit dem ich ein wenig über irische Musik fachsimpele. Eine lange, laute, heitere Nacht, durch die sich Brenda, die Organisatorin des Oakham House Choirs am nächsten Tag zu dem Kommentar hinreisen lässt, sie wisse jetzt, dass wir nicht nur gut singen, sondern auch feiern könnten.

28. September: Die anderen fliegen heim ... aber zuvor: noch’n „Gig“!

Für die meisten Sängerinnen und Sänger des KIT Konzertchores ist heute, am Sonntag, der letzte Tag in Kanada angebrochen – ich darf noch ein wenig bleiben und werde mit meiner kanadischen Freundin durch Ontario reisen. Alle schleppen ihr Gepäck in die Lobby des Bond Place. Ein etwas klappriger Reisebus und ein Van nehmen uns und das Gepäck auf.

Dann geht die Fahrt zur evangelisch-lutherischen St. Georges Church in der College Street, wo wir am „15. Sonntag nach Trinitatis“ den bilingualen Gottesdienst mitgestalten, ein „harter Kern“ des Oakham House Choirs ist auch wieder unter den Zuhörern. Vor der kleinen Kirche begrüßt uns Pastorin Katharina Möller und erklärt uns, wie sich der Gottesdienst gestalten wird. Sie bittet uns, auch bei den Gemeindeliedern kräftig mitzusingen. Zu Beginn tragen wir  „I will sing with the spirit“, dann das Kyrie und Gloria aus Rheinbergers Messe, nach der Predigt „Ubi caritas et amor“ und zum Ende des Gottesdienstes „Witness“ bei. Den Gottesdienst zeichnet das zweisprachige Singen aus – eine Strophe auf Deutsch, die nächste auf Englisch. Die Gemeinde hat einige ältere Mitglieder, die sich über ausgewählte Volkslieder im Anschluss freuen, gerührt sind und ergriffen mitsummen. Eine ältere Dame springt am Ende sogar von der Kirchenbank auf und applaudiert frenetisch. Nach dem Ende des Gottesdienstes werden wir ins Untergeschoss geschleust, wo wieder eine Mahlzeit auf uns wartet. Und auch noch ein herzliches Dankeschön der Pastorin für unser Mitfeiern des Gottesdienstes. Auch hier wird wieder während des Essens mit vielen älteren Gemeindemitgliedern Deutsch gesprochen. An die Organisatoren vom Oakham House Choir überreicht Norbert Eisenhauer für die tolle Organisation und die liebevolle Aufnahme in Toronto als kleines Dankeschön Geschenke.

Alumna Mareike bestätigt: Die Leute vom Ryerson Chor haben uns von Anfang an so toll empfangen und uns auch vor Ort umsorgt und ohne Wenn und Aber und ohne uns vorher zu kennen unglaublich freundlich behandelt und alles Mögliche für uns auf die Beine gestellt. Einfach stark, ich hoffe, sie kommen auch mal nach Deutschland, damit wir uns revanchieren können!“

Und nun, kurz vor der Abreise, ist es auch einmal an den Karlsruher Sängerinnen und Sängern „unseren Leuten“ Danke zu sagen. Dazu ist Annegret Scheibe durch die Großstadt gesaust und hat Präsente besorgt – phänomenal! Norbert Eisenhauer und Suse Bandt, unseren „Cheforganisatoren“ der Reise, gebührt unser ganz herzlicher Dank. Norbert hat die Reise „eingefädelt“, den Kontakt zum Oakham House Choir hergestellt und in regem Austausch mit Russ Shelly den Teil der Reise in Pennsylvania und mit Brenda Millar das Programm in Toronto geplant und organisiert. Suse hat sich um die An- und Abreise, das Hotel, ach, um alles Mögliche gekümmert! Natürlich verdient auch Kai Dolde, der uns auf dem Klavier begleitete, ein dickes Dankeschön. Ebenso Mareike Schmidtobreick und Mareen Lenz, die mit ihrem exzellenten Englisch bei jedem Konzert ein bisschen anders durchs Programm führten. Auch Maria Hauenherm und Hannah Imhof dafür, dass sie die Gastgeschenke, gefüllte KIT Konzertchortaschen, erdacht, produziert, mit verschiedenen Dingen befüllt und die Verteilung gemanagt haben.

Nun heißt es zum Pearson Airport aufbrechen. Leider haben wir Verspätung, zumal der Bus sich auf einer Alternativroute Richtung Flughafen schlängelt, weil eine große Zufahrtsstraße gesperrt ist. Zum Abschied viele Umarmungen ... ein paar flapsige Bemerkungen ... und dann verschwinden die anderen nach dem Check-in in Richtung Gate und Sicherheitskontrollen.

Our trip was awesome!  To be continued!?

Freundeskreis

Unsere Reise wäre auch nicht möglich gewesen ohne die Unterstützung des Freundeskreises der Chöre des Karlsruher Instituts für Technologie,  der die Arbeit des Konzertchores und des Kammerchores des Karlsruher Instituts für Technologie fördert. Wollen auch Sie die exzellente Arbeit beider Chöre und ihres Leiters Nikolaus Indlekofer sowie das große Engagement der Sängerinnen und Sänger unterstützen? Dann werden Sie Mitglied!